Ich hasse es, Trends zu folgen. Es führt einem vor Augen, dass man ein absoluter Mitläufer ist und sich so gar nicht von anderen abhebt. Nichts kränkt den eigenen Stolz mehr. Warum Trends also so trendy sind, war mir seit jeher ein Mysterium. Als etwa in Österreich der Facebook-Trend aufkam, hielt ich der Versuchung, diesem Netzwerk beizutreten, etwa 5 Jahre lang eisern stand, da ich es tatsächlich dumm fand. Ich verspürte keinen Drang, freiwillig und ungefragt offenzulegen, wieviele Leute ich kannte; vor allem auch, weil es nicht sonderlich viele waren. Klar, ab und zu wollte ich schon „schöne Leute“ stalken, aber das konnte man zumeist auch ohne eigenen Account, da „schöne Leute“ dazu neigen, ihre Profile sowieso öffentlich zu haben. Am Ende ging ich Mark Zuckerbergs Werk aber doch noch ins Netz, als Facebook dann auch schon gar nicht mehr ganz so cool war und niemand mehr beim ersten Kennenlernen gleich fragte, wie man denn auf Facebook hieße. Den einzigen Trend, den ich je zelebriert habe, war den der Cordhosen in den 90ern. Und das auch nur, weil ich zufällig bereits zwei Jahre vor dessen Aufkommen im Besitz zweier – zum Zeitpunkt meines Kaufes hießen sie gemeinhin noch Schnürlsamthosen – gekommen war und hier also unverhoffter Vorreiter gewesen war. Ich trug meine samtenen Höschen quasi jeden Tag mit Überzeugung. Als dann die Teddybären unter den Hosen endlich den verdienten Siegeszug in der Modewelt antraten, dachte ich voller Wohlgefallen an den Tag zurück, an dem mich ein Mitschüler fragte, ob ich meine absolute Lieblingshose aus Schnürlsamt, die mir schon von der ersten Sekunde an im Geschäft sehr gefallen hatte und die ich freudig erstmals in der Schule ausführte, denn von der Caritas-Kleiderspende hatte. Zwei Jahre später streifte auch sein Hintern in einer – nun Cordhose genannten – Hose beim Tafellöschen an meinem Strebertisch in der ersten Reihe vorbei. Es machte mich jedoch ein wenig wütend, mit welcher Selbstverständlichkeit er die Hose trug; voller Stolz, als hätte er sie selber entdeckt und Cordhosen schon immer geliebt und getragen, während ich mir Jahre zuvor meine Spice Girl-ige Schlaghose in pastell-violett voller Scham übergezogen hatte, da es sich so anfühlte, als hätte ich die Kleidung und obendrauf die Identität von Emma aka Baby Spice gestohlen und wäre der ärgste „Wannabe„; als hätte ich als Minderjährige einen gefälschten Ausweis besorgt, um in DAS Szenelokal hineinzukommen, wo ich eigentlich gar nicht reinwollte, weil die Musik dort Scheiße war und ein G’Spritzter mehr als mein wöchentliches Taschengeld kostete und trotzdem nach Katzenlulu mit Soda roch. Nach der Sichtung meines Klassenkollegens in der Cordhose hatte ich meine jedenfalls nur noch an Wochenenden zuhause an. Nicht nur, weil mir eine, als ich mich einmal bückte, um etwas vom Boden aufzuheben, exakt an der Naht, die die beiden Pobacken mittig trennt, eine Handbreit aufgerissen war und ich mit der anderen beim Runterspringen von einem Holzzaun mit der an der rechten Pobacke aufgenähten Hosentasche an einer Latte hängengeblieben war, was ein ähnliches Resultat wie bei der erstgenannten Hose ergab. Ich wollte auch keinesfalls in Verbindung mit diesem Heuchler gebracht werden und musste mich schweren Herzen durch Cordhosenverzicht in der Öffentlichkeit distanzieren.
