Mittelmäßigkeit. Lebensmitte aka “Midlife”. Mittelschicht. Mit diesen Erfolgszutaten möchte ich meine Einträge füttern und diese sollen meine Seite, meine geistige Aus- und Erstgeburt, prägen, so wie sie mich geprägt und geformt haben. Meine ursprüngliche Intention, meinen Blog “Midlife cry sis’”, also ein wie sich herausstellte mittelmäßig gelungenes Wortspiel mit den beiden Konnotationen Midlife-Crisis und Midlife-Heulsuse, zu nennen, erfüllte mich anfangs mit Stolz, welch geistreicher Witz mir innewohnte. Wie sich herausstellte, war jedoch auch das Level an geistreichem Witz eher mittelmäßig, da ich mir die allwissende Google-Suchmaschine einige Suchergebnisse mit übereinstimmenden Wortinhalten lieferte, um “präzise” zu sein, “about 1.050.000 results”. Darunter T-Shirts, oder Tassen mit diesem Aufdruck, Filme, Bücher oder Bands mit gleichem Namen und diverse Zeitungsartikel, die dies thematisierten und deren Verfasser sich wohl ebenfalls als besonders whitty sahen, aber vor Redaktionsschluss offensichtlich keine Zeit mehr gefunden hatten, zu googeln, wie abgedroschen ihre Wortwitzchen bereits waren. Nachdem ich kurz mit dem Gedanken spielte, mich selbst für meinen alte-Leute-Un-Humor zu bemitleiden, entschied ich dann doch, dass es besser sei, keine Zeit zu verlieren und mich sogleich auf die Suche nach einem neuen Namen für meine Blogseite zu machen. Etwas prägnanter und etwas hipper sollte es schon sein. Die Sekunden und Minuten verstrichen und mein rechter Zeigefinger bahnte sich aufgrund der Langeweile schon den Weg zum Eingang meines rechten Nasenloch, als mir eine göttliche Eingebung zu Teil wurde: wtf! Wie die plötzliche Erinnerung an eine vergessene Hausübungsaufgabe vor der betreffenden Schulstunde, in dem Moment, wo der betreffende Lehrer, der diese Aufgabe gegeben hatte, bereits das Klassenzimmer betrat, fuhr diese Idee wie ein Blitz in mein Gehirn ein. Obwohl bereits etabliert, waren diese drei Buchstaben noch immer hip, soweit ich das beurteilen konnte. Und sie vereinten alle von mir vordefinierten essentiellen Zutaten: White Thirtysomething Female. Gepaart mit der ursprünglichen Bedeutung des Akronyms “wtf”, wurde dem ganzen noch die nötige Prise Leichtigkeit und Absurdität verliehen. Ich konnte mich sofort damit identifizieren, es beschrieb meine derzeitige Situation und mein Sein. Und: Ich war schon immer ein Freund von Akronymen gewesen; sie sind mysteriös und exklusiv. Man muss zum ausgewähltem Kreis der Eingeweihten zählen, um sie zu verstehen und benutzen zu können. Das beste war, wenn man “vergebene” Akronyme nahm und sie einer neuen Bedeutung zuordnete. Wie etwa “homo” für Homeoffice. Oder “homo” für Home-Officer. Das machte einem zum Meister über diese Buchstaben, zu demjenigen, der die Macht hatte, unwissende Jünglinge zu rekrutieren und einzuweihen und vor allem Leute von oben herab zu belächeln, die diese Buchstaben der “alten”, nunmehr überholten Bedeutung zuordneten. Als wtf bekam man nicht oft die Gelegenheit, Leute schadenfroh von oben herab zu belächeln. Wtf schien perfekt, um einen elitären Blog über Mittelmäßigkeit zu betiteln. Um mir meine Freude über meine neue Namensidee nicht zu verderben, googelte ich dieses Mal nicht mehr. Zu meiner Überraschung war meine gewünschte Domain auch noch nicht vergeben. (Ok. Das ist eine Lüge, aber eine akzeptable Domain war noch verfügbar.) Ein Zeichen Gottes? Ein Zeichen Gottes. Nun musste ich nur noch meine Hände in den Schoß legen und warten, bis ich tatsächlich 30 werden würde. Nur wenige Leute sind in freudiger Erwartung ihres 30sten Geburtstags, nun bin ich eine davon. Wtf?!